Es dauert lange, das grüne L zu zertrümmern. Ich dachte, es ginge schnell, ein Wurf auf unseren Linoleumfußboden, ein Tritt auf die beiden hohlen Plastikbalken, und es zerspringt in tausend Stücke, aber es ist hartnäckiger. Hält scheppernd dem Aufprall stand, ignoriert meinen Fuß. Ich nehme den Hammer, schlage auf die grüne Oberfläche. Nachbarsohrenstörend hämmere ich, immer wieder, sekundenlang, minutenlang scheint es mir, bis zum ersten Riss. Ein zweiter folgt schnell, ein dritter, und irgendwann versinkt der Hammer im hohlen Längsbalken des Ls – was für ein Triumph. Bis heute haben die drei Plastikbuchstaben auf unserer Fensterbank gestanden, zwei große, ein kleiner. Vater, Mutter, Kind. Sein L, das H für mich, und das N. Wir hatten die Lettern in einem Laden für Wohnaccessoires gekauft, als die Kleine gerade geboren war. Seht her, hatte unser buchstabengewordenes Familienglück geschrien, seht her, wir sind jetzt zu dritt! Inzwischen ist das Denkmal auf unserer Fensterbank ergraut unter dem Alltagsstaub, aber es steht tapfer seine Familie, die nicht mehr in dieser Wohnung existiert – die Kleine ist längst ausgezogen, und nun auch er – unsere Familie, die nur noch zum Teil in diesen Wänden, und nicht einmal mehr zum Teil in unseren Köpfen lebt. Was für ein Triumph ist dieses Loch in dem 50 Zentimeter hohen L. Grün ist die Hoffnung bis zum hoffnungslosen Hammerschlag. Die Seitenwände, der Boden des Buchstabens erscheinen mir weicher als seine Oberfläche, so als seien sie aus Pappe, aber vielleicht hat mein Arm Dutzende Hammerschläge später einfach an Kraft gewonnen. Schweißgebadet bin ich, als ich die grünen Splitter auf unserem Linoleumfußboden angrinse. Auf meinem Linoleumfußboden. Ich fege den Plastikbruch zusammen, werfe Ls Reste in den Mülleimer. Ein zerbrochener Mann, aber keine gebrochene Frau. Morgen werde ich eine Yucca Palme für meine Fensterbank kaufen und Staub wischen.